Das medizinische Fachgebiet der Sexualmedizin versteht sich als eine fächerübergreifende Spezialrichtung, das sich mit allen Aspekten der sexuellen Gesundheit beschäftigt.
Zwar ist sie keine eigenständige Fachrichtung im engeren Sinne, sondern kombiniert Inhalte aus Klinik, Psychologie und Gesellschaftswissenschaften.
Gemäß der WHO-Definition ist sexuelle Gesundheit nicht nur das Fehlen von Krankheiten oder Störungen, sondern ein Zustand von ganzheitlichem Wohlbefinden im Kontext von Sexualität — basierend auf respektvollen Umgang, Sicherheit und Selbstbestimmung in sexuellen Beziehungen.
Kernbereiche der Sexualmedizin umfassen unter anderem:
- Probleme mit Lust, Erregung, Orgasmus oder Schmerz
- Störungen der Erektion
- Anorgasmie
- Unwillkürliche Verkrampfungen der Vagina
- Störungen und Varianten der Geschlechtsidentität
- Geschlechtsinkongruenz
- Störungen mit Leidensdruck im Sexualverhalten
Zu letzteren zählen Pädophilie, Zoophilie, Sadismus, Masochismus oder Nekrophilie, wenn sie das soziale oder psychische Funktionieren beeinträchtigen.
Ergänzend behandelt die Sexualmedizin auch sekundäre Störungen, die durch andere Erkrankungen bedingt sind, z. B. bei neurologischen Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose).
Im Rahmen der Sexualforschung ist die Sexualmedizin verknüpft mit Anatomie, Physiologie, Andrologie, Endokrinologie, Urologie, Gynäkologie, Infektiologie, Psychologie, Psychiatrie, Sozialpsychologie, Ethik und Theologie.
Empfehlenswerte Publikationen sind beispielsweise:
- *Systemische Sexualtherapie* (Ulrich Clement)
- *Praktische Sexualmedizin* (Volkmar Sigusch)
- *Sexuelle Störungen und ihre Behandlung* (Sigusch, Hrsg.)
- *Psychotherapie bei sexuellen Störungen* (Bernhard Strauß)
- *Sexologische Balneotherapie* (Robert Kovarik)
- *Sexualmedizin. Studentenlehrbuch* (Lykke Aresin, Erwin Günther)
Zusammenfassend ist die Sexualmedizin ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Gesundheitsversorgung — mit dem Anspruch, Lust und Verantwortung medizinisch und ethisch zu vereinen.